Geschönte Arbeitslosenstatistik


Immer wieder sind geschönte Arbeitslosenstatistiken Thema in den Medien. Ich möchte über Beweggründe der Verantwortlichen berichten und den Versuch unternehmen, einigermaßen reelle Zahlen zu nennen.

Statistiken kann man nicht trauen

vor allem nicht der Arbeitslosenstatistik. Die gesamte Wirtschaft hat ein Interesse daran, die Statistik so niedrig wie möglich zu halten, da Deutschland sonst für große Firmen nicht mehr attraktiv ist und im Vergleich zu anderen Ländern massiv absinken würde.

Um die Statistik zu schönen, wurden von der Politik immer wieder Gesetze auf den Weg gebracht, die alle möglichen Gruppen aus der Arbeitslosenstatistik heraushalten sollen. Menschen über achtfünfzig werden generell nicht gezählt, ebenfalls die vielen Menschen, die in eine sinnlose Maßnahme wie ein PC- Training oder einen 1- Euro- Job gesteckt werden. Weitere Ausnahmen sind Menschen, welche durch private Arbeitsvermittler betreut werden und Arbeitssuchende, welche sich nur auf bestimmte Stellenangebote bewerben. Haben die sogenannten Kunden ihre Bewerbungsnachweise nicht erbracht oder sind anderweitig unangenehm aufgefallen, wird ihnen ihr zustehendes Geld zum Überleben komplett gekürzt, sodass sie nicht nur obdachlos werden (oder im schlimmsten Fall sterben), sondern auch aus der Arbeitslosenstatistik fallen, da sie keine Leistungen mehr bekommen.
Eine große Prozentzahl sind des Weiteren Saisonarbeiter, die in den Sommer- oder Wintermonaten nach nur wenigen Wochen Beschäftigung gekündigt werden und sich finanziell wieder einschränken müssen. Extra wegen dieser Arbeitsform gibt es eine saisonbereinigte Arbeitslosenzahl, die noch einmal versucht, allzu starke Schwankungen in der Statistik zu verhindern. Arbeitswillige Menschen, die in einer Weiterbildung sind und Kunden, welche von Fachärzten krankgeschrieben wurden, fallen ebenfalls aus der Statistik.

Am Ende kommt man beispielsweise für das Jahr 2014 auf eine Arbeitslosenquote von 6,7%, was bei 82 Millionen Deutschen (Stand 2015) extrem unglaubwürdig klingt. Zur Verdeutlichung: das sind noch nicht einmal 2,9 Millionen Menschen, so viele Arbeitssuchende gibt es aber alleine schon in Armutsvierteln und Problemstädten!
Die Politik hat auch auf die Flüchtlinge reagiert, die in den letzten Jahren in Deutschland rechtmäßig aufgenommen wurden und extra eine Statistik für arbeitssuchende Flüchtlinge ins Leben gerufen, damit diese nicht in der normalen Arbeitslosenstatistik erscheinen. Von Integration kann da keine Rede sein...

Eine reelle Zahl kann nur in der Zahl der ALG 1 und ALG 2- empfangenden Menschen liegen. Das waren 2010 beispielsweise über 7,4 Millionen, doch die Bundesagentur für Arbeit gab in ihrer Arbeitslosenstatistik die deutlich verringerte Zahl von knapp 2,5 Millionen an. Bis zu 1,4 Millionen zusätzliche Arbeitssuchende wurden geschätzt- noch einmal: geschätzt- darunter befinden sich Teilnehmer an unterbezahlten 1- Euro- Jobs, Krankgeschriebene oder einfach Jugendliche, die eine Ausbildung suchen. Legt man diese Zahl auf die 7,4 Millionen hatten wir 2010 mindestens 8,4 Millionen Arbeitssuchende, das hätte die Arbeitslosenquote in die Knie gezwungen und Deutschland nicht mehr lukrativ gemacht. Claudio Kummerfeld kommt in seinem Artikel auf finanzwelt.de sogar auf die realistischere Arbeitslosenquote von 14,4%.
Egal wer zu welchen Zahlen kommt, ob es die Bundesagentur für Arbeit, Privatpersonen, das Statistische Bundesamt oder Institute sind- es sind auf jeden Fall immer zu wenig.

Fazit

Jeder weiß, dass Statistiken eben nichts weiteres als Statistiken sind und die meisten trauen offiziellen Zahlen zurecht nicht. Am Beispiel der Arbeitslosenstatistik haben wir gesehen, wie sehr die Realität von Wunschvorstellungen abweicht und mit welchen zahlreichen Ausnahmen die Arbeitslosenstatistik verwässert wird.
Deutschland sollte endlich aufhören, Zahlen zu schönen und zu seinen Arbeitssuchenden stehen.

Um die Diskussionen über geschönte Statistiken zu beenden, könnte auch ganz einfach das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt werden, welches Menschen ein einigermaßen lebenswertes Leben verschafft.

Weitere Informationen über die (geschönte) Arbeitslosenstatistik:
Wikipedia.de- Arbeitslosenstatistik
Tagesschau.de - Was die offizielle Statistik verbirgt
gegen-hartz.de- Wieder geschönte Arbeitslosenstatistik
der-reale-irrsinn.de- Statistikmanipulation bei Arbeitslosenzahlen
Ex- Jobcenter- Mitarbeiterin Inge Hannemann über realistische Arbeitslosenstatisik (Video von der-reale-irrsinn.de)
o-ton-arbeitsmarkt.de- Warum es in Deutschland "nur" 3 Millionen Arbeitslose, aber 7 Millionen Hartz IV- und Arbeitslosengeldempfänger gibt
n-tv.de- Offizielle Zahlen stimmen nicht: Arbeitslosenstatistik ist geschönt
Süddeutsche.de- Bundesregierung schönt Arbeitslosenstatistik
Cicero.de- Arbeitslose- Wie die Alten aus der Statistik verdrängt werden