Autorentipp: Verschiedene Erzählweisen


In vielen Schreibratgebern geht es um das Finden der richtigen Erzählweise für die eigene Geschichte- ich stelle hier drei vor. Viele Autoren empfinden das Thema als zu trocken, doch ein wenig Information kann die Sicht auf verschiedene Erzählweisen etwas verbessern.

Die Ich- Erzählweise

Häufig ließt man Geschichten- vor allem Belletristik- in der Ich- Erzählung. In der Regel wird aus Sicht des Hauptprotagonisten berichtet, es kann aber auch eine Nebenfigur zu Wort kommen, welche das Erlebte aus ihrer Sichtweise in der Ich- Form schildert. Besonders diese Nebenfiguren können die Handlung Revue passieren lassen und auch auf Vorahnungen eingehen.
Durch die Ich- Erzählweise ist der Leser dicht am Geschehen dran, lernt Gedanken der Figur kennen und kann ihr Handeln besser nachvollziehen. Es ist, als würde er in ihrer Haut stecken. Genau wie der Hauptprotagonist kann er Dinge bloß erahnen, aber nicht im Voraus wissen.
Beispiel:
Ich ging langsam die knarzenden Treppen hinauf. Ich verstand nicht, was in dem Zimmer meiner Eltern vor sich ging und konnte die lauten Geräusche nicht richtig einordnen. So etwas hatte ich noch nie gehört.
Die Ich- Erzählweise wende ich unter anderem in meinen Cryptal City- Romanen an. Der Prolog in Cryptal City- Vier Jugendliche gegen eine Stadt wird noch von Jake´s Mutter, Jessica, erzählt. Danach übertrage ich ihrem Sohn das Wort. Den größten Teil der Handlung erfahren wir deshalb aus Jake´s persönlicher Sicht.

Die personale Erzählperspektive

Oft wird auch diese Erzählweise in Büchern angewandt. Meist steht eine Figur im Vordergrund, über die erzählt wird, manchmal auch mehrere Personen. Ohne große Erklärungen wird man direkt in die Handlung hineingeführt. Die personale Erzählperspektive kann spannend sein, da Leser über die Gedanken der Figuren informiert werden können, aber nichts wissen, was auch die Figur nicht weiß. Der Leser ist also hautnah dabei. Ein Wechsel zwischen mehreren Figuren wird personale Multiperspektive genannt.
Beispiel:
Connor ging die knarzenden Treppen langsam hinauf. Er verstand nicht, was in dem Zimmer seiner Eltern vor sich ging und konnte die lauten Geräusche nicht richtig einordnen. So etwas hatte er noch nie von ihnen gehört.
Die personale Erzählperspektive wende ich unter anderem in Gefahr an Halloween an. Dadurch bleiben die Bedrohungen und Ängste von Tim für den Leser immer präsent. Er erfährt von seinen Befürchtungen und lauscht seinen Gedanken. Die personale Multiperspektive setze ich im Finale von Depressiva ein. Dadurch wird ein kurzer Handlungsausschnitt von mehreren Personen aus beleuchtet. Phil hatte bis dahin die personale Erzählperspektive inne. Durch den Perspektivwechsel gewähre ich Einblick in die Sichtweise seines Kontrahenten, Matt, seines Partners Adam und einem zuvor gänzlich unbeteiligten Dritten.

Die auktoriale Erzählweise

Einige Bücher haben ihre Stärke gerade wegen der auktorialen Erzählperspektive. Bei dieser Form der Erzählung hat der Erzähler keinen unmittelbaren Bezug zu der Handlung, er ist also darin nicht vorhanden. Dennoch weiß er über alles Bescheid und kann Auskünfte über zukünftige Ereignisse geben und vergangene Dinge thematisieren. Der allwissende Erzähler kann Dinge benennen, die erst später geschehen. Da die Figur diese noch nicht ahnt, entsteht Spannungspotential. Selbst Dinge, die die Figur nicht erfährt, können genannt werden. Hat sich gerade ein Unfall ereignet, oder eine Kettenreaktion von Ereignissen in Gang gesetzt, kann die auktoriale Erzählweise ebenfalls stellenweise genutzt werden- auch, wenn die Geschichte vorher und nachher in einer anderen Perspektive geschrieben wurde. Dadurch behält der Leser den Überblick.
Beispiel:
Connor näherte sich dem Schlafzimmer seiner Eltern langsam über die knarzende Treppe. Er konnte nicht verstehen, was in deren Zimmer vor sich ging und verstand die lauten Geräusche nicht richtig einzuordnen. Connor fühlte sich unbehaglich, denn er hatte diese Geräusche noch nie zuvor von ihnen gehört und konnte deshalb nicht wissen, dass beide gerade einige Möbel verrückten.
Die auktoriale Erzählweise wende ich unter anderem in Esmeralda´s mystische Geschichten- Band 2 an. In der dritten Story erfährt man so, dass einer der Hauptprotagonisten, Scott, bereits Träume hatte, die sich als stimmige Vorahnungen entpuppten. Ohne diese Erzählperspektive müsste jemand darüber sprechen oder nachdenken, um dem Leser dieses Detail mitzuteilen.

Fazit

Ich bin auf die wichtigsten Erzählweisen eingegangen, aber es gibt noch weitere. Vor allem sind Mischungen aus verschiedenen Perspektiven beliebt, die immer häufiger Einzug in die Geschichten finden.
Anders als Schreibratgeber bin ich der Meinung, dass man sich nicht sehr viele Gedanken über die richtige Erzählweise seines Buches machen sollte, denn die Erzählweise, die am Ende herauskommt, wird die richtige sein. Dennoch kann es helfen, über die Erzählperspektiven Bescheid zu wissen oder sie nach Belieben gezielt einzusetzen.
Handlungsstarke Szenen können beispielsweise in der auktorialen Erzählweise geschrieben werden, damit der Leser sich in der Geschichte zurechtfindet und einen größtmöglichen Überblick über das Szenario erhält. Handlungsärmere Szenen können in der Ich- Erzählweise oder der personalen Erzählperspektive geschrieben werden. Der richtige Einsatz bringt auch bei letzteren eine gewisse Spannung mit.